Die Kaffeeernte ist ein faszinierender Prozess, der nicht nur die Grundlage für unser Lieblingsgetränk bildet, sondern auch tiefe Einblicke in die Kultur und Traditionen der Kaffeeproduzierenden bietet.
Die Erntemethode beeinflusst auch den Geschmack und die Qualität des Kaffees. Äthiopischer Kaffee wird überwiegend per Hand geerntet, in anderen Ländern ist die maschinelle Ernte weiter verbreitet.
Wie wird Kaffee geerntet?
Kaffee wird weltweit auf drei verschiedene Arten geerntet:
Selektives Picking
In den hügeligen Anbaugebieten Äthiopiens ist Maschinenarbeit kaum möglich. Deshalb erfolgt die Ernte fast ausschließlich durch selektives Picking: Erntehelfer:innen pflücken gezielt per Hand nur die reifen, tiefroten Kaffeekirschen. Noch grüne Kirschen bekommen die nötige Zeit um nachzureifen und werden später geerntet. Diese Methode ist aufwendig, aber entscheidend für die Qualität. nuruCoffee Kaffeebohnen werden ausschließlich mit diesem händischen Verfahren geerntet.

Stripping
Bei dieser Technik werden alle Kirschen auf einmal per Hand oder maschinell vom Ast gestreift. Das bedeute, dass reife, aber auch unreife und überreife Kirschen zusammen geerntet werden. Die Zeit- und Kostenersparnis verursacht eine uneinheitliche Qualität, da das Verhältnis der verschiedenen Reifegrade nie gleich ist. Außerdem fallen viele Kirschen zu Boden, wodurch Fäulnis und Gärung begünstigt werden.
Maschinelle Ernte
Bei der maschinellen Kaffeeernte kommen Rüttelmaschinen oder Erntemaschinen mit Greifarmen zum Einsatz, die ganze Pflanzen oder Reihen gleichzeitig aber unspezifisch abernten. Diese Methode ist effizient und in flachen Großplantagen wie zum Beispiel in Brasilien oder Vietnam verbreitet.
In Äthiopien hingegen ist sie unüblich: Die hügelige Landschaft und der kleinstrukturierte Anbau machen maschinelle Verfahren nahezu unmöglich. Zudem widerspricht die maschinelle Ernte der Philosophie vieler Kooperativen, die auf Handarbeit, Kontrolle und Qualität setzen.
Wo kann Kaffee geerntet werden?
Kaffee wird in tropischen Regionen rund um den Äquator angebaut, im sogenannten „Kaffeegürtel“, der sich zwischen dem 23. Breitengrad nördlich und südlich erstreckt. Die Kombination aus konstanten Temperaturen, ausreichend Niederschlag und fruchtbaren Böden bietet ideale Bedingungen für den Kaffeeanbau.
Zu den wichtigsten Anbauländern zählen Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien, Honduras, Peru, Guatemala, Mexiko, Kenia und Äthiopien.
Auch Indien hat sich als Herkunftsland hochwertiger Kaffees etabliert. In China gewinnt Kaffeeanbau zunehmend an Bedeutung, sowohl für den Export als auch für den eigenen Markt.
Wann wird Kaffee geerntet?
Weltweit findet die Kaffeeernte nahezu kontinuierliche statt. Der Erntezeitpunkt von Kaffee lässt sich nie exakt vorhersagen. Die Reifung ist von verschiedenen Faktoren wie Höhenlage und Niederschlagsmenge abhängig.
In Äthiopien, besonders in der Region Sidamo, beginnt die Ernte meist im Oktober und dauert bis Januar. Nachgereifte Kirschen können auch bis April noch geerntet werden. Auf über 1.800 m reifen die Kirschen langsamer, entwickeln aber mehr Dichte und damit intensivere Aromen.
Wann sind Kaffeekirschen reif?
Die Kaffeekirsche entsteht aus der Blüte des Kaffeebaums und benötigt rund 6 bis 10 Monate, um vollständig auszureifen. Der Reifegrad der Kaffeekirschen hat entscheidenden Einfluss auf den Geschmack des späteren Kaffees.

Reife Kirschen erkennt man an ihrer tiefroten Farbe, prallen Form und festen Haut. Unreife Kirschen sind grün oder gelblich, überreife eher dunkelrot bis bräunlich. Da an einem Strauch oft Kirschen in verschiedenen Reifestadien wachsen, ist selektives Pflücken entscheidend. Bei kräftigen Niederschlag können die Kirschen in wenigen Tagen nachreifen.
Wie wird Kaffee nach der Ernte weiterverarbeitet?
Nach der Ernte müssen die Kirschen möglichst rasch, idealerweise innerhalb von fünf Stunden, verarbeitet werden. Die sonst einsetzende Gärung würde das Aroma des Kaffees beeinflussen.
Jetzt beginnt ein weiterer wichtiger Schritt: das Trocknen der Kaffeekirschen. Unter der heißen Sonne Äthiopiens werden die Kirschen über Wochen hinweg auf Trockenbetten ausgelegt, bis ihr Feuchtegehalt auf etwa 12 % reduziert ist. Dieser langsame Trocknungsprozess ist entscheidend für die Entwicklung des einzigartigen Geschmacksprofils, für das äthiopischer Kaffee bekannt ist.
Wir von nuruCoffee achten besonders darauf, dass der Kaffee aus Äthiopien nachhaltig produziert wird. Durch den Kauf von nachhaltig angebautem Kaffee unterstützen wir nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern auch die Umwelt. Nachhaltiger Kaffeeanbau bedeutet, dass traditionelle Methoden respektiert und erhalten bleiben, während gleichzeitig moderne Techniken zur Schonung der Natur angewendet werden. Dies steht im Einklang mit unserem Bestreben, qualitativ hochwertigen und umweltfreundlichen Kaffee anzubieten

Wie beeinflusst die Kaffeeernte den Geschmack?
Der Geschmack äthiopischen Kaffees entsteht nicht allein durch Sorte oder Boden. Er ist das Ergebnis der präzisen Handarbeit während der Ernte. Der Reifegrad jeder einzelnen Kirsche spielt dabei eine zentrale Rolle: Nur vollreife, tiefrote Kirschen entwickeln die charakteristische Klarheit der Aromen, für die äthiopischer Kaffee bekannt ist.
Unreife Kirschen führen zu grasigen, unausgewogenen Noten. Überreife Kirschen können faulige oder muffige Aromen verursachen. Die selektive Handernte in Äthiopien ist daher sowohl Qualitätsvoraussetzung als auch Tradition. Auch das Timing der Ernte, die Häufigkeit des Pflückens und die Nachlese nachgereifter Kirschen wirken sich direkt auf das sensorische Profil aus.
Das Zusammenspiel von Erntezeitpunkt, Selektion und Aufbereitung macht den Unterschied und erklärt, warum äthiopischer Kaffee weltweit so geschätzt wird.
Rolle der Kaffeeernte in Äthiopien
Für viele Kleinbäuer:innen in Äthiopien strukturiert die Kaffeeernte den Jahresrhythmus und prägt das soziale Gefüge in den Dörfern.
Die Ernte ist körperlich anspruchsvoll, da sie auf hügeligen Parzellen ohne den Einsatz von Maschinen erfolgt. Die Fähigkeit, reife Kirschen präzise zu erkennen, ist Ergebnis jahrelanger Erfahrung und traditionellem Wissen, das innerhalb von Familien weitergegeben wird.
Gleichzeitig stärkt die Erntezeit auch den Zusammenhalt in den Gemeinden. In vielen Regionen wird gemeinsam geerntet, getrocknet und verkostet. Die Sorgfalt, mit der die Produzent:innen arbeiten, ist eng mit ihrem Selbstverständnis verbunden. Sie sind Hüter:innen eines Produkts, das tief in ihrer Kultur verwurzelt ist.
Was wir von der Kaffeeernte in Äthiopien lernen können
Die Kaffeeernte in Äthiopien ist nicht nur ein technischer Vorgang, sondern eine kulturelle Praxis, die Generationen von Bäuer:innen geprägt hat. Sie symbolisiert die enge Verbindung zwischen Mensch und Natur und die Wertschätzung für ein Produkt, das weit über den bloßen Konsum hinausgeht.
Wenn wir Kaffee kaufen und genießen, sollten wir uns bewusst sein, dass hinter jedem Schluck eine komplexe und faszinierende Geschichte steht. Eine Geschichte von hingebungsvoller Arbeit, von Tradition und Innovation, die uns immer wieder daran erinnert, dass Kaffee mehr ist als nur ein Getränk.